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FINANZELITEN.4

Um einen Kollaps abzuwenden, stützte Hamiltons Finanzministerium das System. Über Frontorganisationen in New York und Philadelphia ließ er 560.000 US-Dollar in den Markt pumpen. Nach heutigen Maßstäben bis zu 80 Milliarden. Das Credo damals wie heute: Gewinne privatisieren — Verluste sozialisieren.

Nur gut sechs Monate später, im Frühjahr 1792, drohte der Finanzmarkt erneut zusammenzubrechen — und wieder stützte Hamiltons Behörde den Finanzmarkt mit staatlichen Mitteln. Als die Lizenz der in Missgunst geratenen First Bank of the USA anno 1811 zur Erneuerung anstand, stimmte der US-Kongress dagegen.

Das angelsächsische Bankenkartell schäumte vor Wut, während einflussreiche US-Politiker wie Thomas Jefferson und Andrew Jackson nach dem initialen Zentralbankdesaster dafür plädierten, das amerikanische Volk selbst über seine Zahlungsmittel entscheiden zu lassen — nicht die Vertreter von Partikularinteressen aus London.

Die aufgrund territorialer Anspruchshaltung ohnehin angespannte Lage zwischen den Vereinigten Staaten und ihrer einstigen Kolonialmacht verschärfte das nur. Nicht wenige Amerikaner halten die Absage an eine von britischem Kapital dominierte Zentralbank gar für den ausschlaggebenden Grund des Zweiten Unabhängigkeitskrieges, der zwischen 1812 und 1815 weitere 17.000 Soldaten das Leben kostete und den Imperialisten von der Insel vor Augen führte, dass die USA militärisch nicht mehr zu bezwingen waren.

Nathan Mayer Rothschild, seinerzeit einflussreichster Bankier des Empire, soll den Vereinigten Staaten für den Fall, dass die Lizenzverlängerung für die Zentralbank nicht genehmigt werde, offen gedroht und einen vernichtenden Krieg angekündigt haben.

Entsprechende Zitate, die dem in Deutschland geborenen Finanzmagnaten zugeschrieben werden und sich im Internet ohne Quellenangabe munter replizieren, sind derweil aber nicht verifizierbar. Obwohl man sich gut vorstellen kann, dass die Entwicklungen in der ehemaligen Kolonie einen Rädelsführer der Bankenmafia nicht wirklich verzückten. Interessant ist in diesem Kontext, was sich zu Nathans Wirken im offiziellen Familienarchiv der Rothschilds findet:

„Durch seinen Erfolg ermutigt, ließ sich Nathan wahrscheinlich 1804 in London als Kaufmann registrieren und zog nach London, um sich als Bankier niederzulassen.

1809 gründete er N M Rothschild in New Court, St Swithin's Lane in der City of London. Das Geschäft in Manchester wurde von einem von Nathans Angestellten, Joseph Barber, übernommen, und das Unternehmen stellte 1811 endgültig den Handel unter dem Namen Rothschild ein.

Der vorübergehende Zugang zu Geldern, die das Haus Rothschild in Frankfurt für Wilhelm IX. von Hessen-Kassel anlegte, erweiterte den Umfang von Nathans Londoner Geschäften erheblich. Diese basierten auf profitablen Spekulationen mit britischen und ausländischen Wertpapieren und erfolgreichem Handel mit Devisen und Goldbarren.

1814 war es Nathan, der den prestigeträchtigen Auftrag der britischen Regierung zum Kauf und Transport von Goldmünzen zur Finanzierung von Wellingtons Armee auf dem Kontinent erhielt. Nach dem Sieg Wellingtons bei Waterloo erhielt das Londoner Haus einen weiteren Auftrag zur Abwicklung englischer Subsidienzzahlungen an die europäischen Verbündeten.

Die Position von Nathan Rothschild als führendem Handelsbankier der City wurde 1826 gefestigt, als die Firma mit einer sofortigen Goldspritze eingriff, um die Bank of England zu retten. Nathans London House gab zwischen 1818 und 1835 26 britische und ausländische Staatsanleihen aus und brachte 1824 die Alliance Assurance Company (heute RSA Insurance Group) an die Börse.“

Der kurze Auszug aus der Vita des Bankiers verdeutlicht, welche Rolle die Finanzeliten im System Staat seit jeher einnehmen. Sie missbrauchen ihn für die Verfolgung ihrer übergeordneten Interessen.

Die 1450 beginnende Timeline der Familienchronik festigt diesen Eindruck nur. Gleiches gilt für das Wirken von „Räuber-Baronen“ wie John Pierpont Morgan, der schon in jungen Jahren über mehr Geld verfügte als die US-Regierung und zwei Mal im Alleingang das amerikanische Finanzsystem vor dem Kollaps bewahrte.

Oder für die Rockefeller Familie, die den ersten Milliardär der Welt aufzubieten hat und auch 2024 noch Platz 42 auf der Forbes-Liste einnimmt — und die mit David Rockefeller wohl einen der umtriebigsten „Philanthropen“ aller Zeiten hervorbrachte.

Wobei Philanthropie an dieser Stelle als organisierte

Kriminalität verstanden werden muss.

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