Tom-Oliver Regenauer
Sie alle wollen ihn. Sie alle führen ihn. Unabhängig davon, welcher zeitgeistig opportune -ismus ihn rechtfertigt. Ob linkes politisches Spektrum oder das rechte. Jedes autoritäre Machtkonstrukt sieht ihn als probates Mittel zur Durchsetzung seiner individuellen und doch schablonesken Weltrettungsfantasien: Den Krieg. Den betrüblicherweise regelmäßig wiederkehrenden Kulminationspunkt staatlicher Gewaltherrschaft. Er wird nach innen und außen geführt. Gegen Konkurrenten, Klassenfeinde, Häretiker und Oppositionelle.
Legitimiert durch die widersprüchliche Annahme, eine Regierung habe Rechte, die der Einzelne nicht hat — ohne sich dabei an Pflichten halten zu müssen, die der Einzelne aufgrund seiner Natur als selbstverständlich betrachtet —, zwingt eine Minorität von Tyrannen ihren Willen der Mehrheit auf. Seit Jahrtausenden.
Nur, weil besagte Mehrheit glaubt, jemand hätte das Recht, sie zu beherrschen. Doch dieses Recht gab und gibt es nicht.
Das System macht uns lediglich glauben, dass es existiere. Von Kindesbeinen an. Es lehrt, dass es moralisch richtig sei, wenn eine kleine Gruppe „Auserwählter“ über das Leben der Masse bestimmt. Doch wenn ich selbst auf Basis simpler Naturrechte, Logik und Moral nicht das Recht habe, einen anderen Menschen aus einem Akt der Aggression heraus zu erschießen, kann ich dieses Recht auch niemandem durch Wahl verleihen.
Fühlt sich ein politischer Repräsentant kraft seines Amtes dazu bemächtigt, Gewalt auszuüben oder ausüben zu lassen — sei es im Namen des Volkes, der Demokratie, des Friedens oder der Liebe — handelt er nicht nur amoralisch, sondern kriminell. Bedauerlicherweise wohnt dem Gewaltmonopol des Staates eine düstere Logik inne. Denn nähme sich eine Regierung keine Sonderrechte heraus, erhöbe sie sich nicht über Recht und Moral, hätte sie keine Autorität, ihre Herrschaft keine Legitimation.
Niemand sähe sie als übergeordnete Instanz. In einem solchen Szenario wäre jeder Normalbürger genauso viel Regierung wie die Regierung selbst. Folglich muss eine Regierung amoralisch handeln und Gewalt ausüben, um als solche anerkannt zu werden.
Auf Basis dieser von Etatisten konsequent ignorierten Tatsache ist die bewaffnete Auseinandersetzung verlässlicher Begleiter jedweder Herrschafts- oder Staatsform. Denn Regierungen schützen uns nicht vor Gewalt. Sie üben sie aus. Regierungen schützen uns auch nicht vor Kriegen. Sie führen sie. Und „der Krieg ist“, speziell in den Dämmerstunden der Postmoderne, „nicht dazu bestimmt, gewonnen zu werden, er ist dazu bestimmt, andauernd zu sein“, wie George Orwell korrekt konstatierte. Obwohl „Friede der Naturzustand des unbedrängten menschlichen Geschlechtes ist“ (Johann Gottfried von Herder).
Fragt sich demnach: Wer profitiert in einer vermeintlich aufgeklärten Welt vom permanenten Krieg? Oder von einem Weltkrieg? Sind es machtversessene Politiker, Ideologen und Despoten? Ist es die Rüstungsindustrie? Sind es mit dem militärisch-industriellen Komplex verwobene Konzerne wie Bechtel, mit einem Jahresumsatz von 31,4 Milliarden US-Dollar eines der größten Privatunternehmen der Vereinigten Staaten, die Milliarden an Zerstörung und Wiederaufbau verdienen? Ist es das leitmediale Konsenskonglomerat, das bei seinen querfinanzierenden Herrschern um Pfründe, Prestige und Positionen buhlt?
Nein. Zwar profitieren alle genannten Parteien von ihrer Nähe zur Macht, dennoch sind auch sie nur Schachfiguren im geopolitischen Stratego der Kriegsführung.
Die wahren Profiteure von Krisen und Kriegen sind Banken. Genauer gesagt: Zentralbanken. Oder noch präziser:
Die privaten Financiers der Zentralbanken.
Fortsetzung folgt ...