Wer anderen helfend unter die Arme greift, fühlt sich stärker mit ihnen verbunden.
Das macht glücklich und vertreibt Ängste und Sorgen, wie zwei aktuelle Studien zeigen.
SOZIALE BEZIEHUNGEN
Sich seinen Mitmenschen verbunden zu fühlen, ist enorm wichtig für das psy-
chische Wohlbefinden: Wer starke soziale Bindungen hat, ist laut Umfragen
am glücklichsten. Auch für die Bewältigung seelischer Krisen ist die Nähe zu anderen
essenziell. Wie lässt sich also das Gefühl von Zugehörigkeit fördern?
Um das zu untersuchen, baten David Cregg und Jennifer Cheavens von der Ohio State
University Studierende, an einem Trainingsprogramm teilzunehmen. Die 122 Testpersonen
wurden einer von drei Interventionen zugelost, die jeweils fünf Wochen dauerten. Die erste
Gruppe erhielt die Aufgabe, an zwei Tagen in der Woche jeweils drei »freundliche Handlun-
gen« (acts of kindness) zu vollbringen. Dabei handelte es sich um große oder kleine Tätig-
keiten, die für andere Personen hilfreich waren oder sie glücklich machten, für die Teilnehmer
selbst aber mit einem gewissen Aufwand verbunden sein sollten. Die zweite Fraktion sollte
sich zweimal wöchentlich mit Freunden oder Bekannten nur zum Zeitvertreib treffen. Für die
Übrigen lautete die Instruktion, an mindestens zwei Tagen pro Woche gemäß einer vorherigen
Anleitung »Gedankenprotokolle« anzufertigen und so ungünstige Denkmuster aufzuspüren.
Während der Programme und noch fünf Wochen danach beantworteten die Teilnehme-
rinnen und Teilnehmer regelmäßig Fragen zu ihrem Befinden. Jeder Ansatz zeigte dabei Wir-
kung: Im Durchschnitt verringerten sich bei allen Probanden die Symptome von Depression,
Ängstlichkeit und Stress, negative Gefühle gingen zurück, und die Lebenszufriedenheit stieg
an. Wer Nettigkeiten verteilt oder sich häufiger mit anderen getroffen hatte, zeigte außerdem
weniger ungesunde »Selbstabsorption«. So bezeichnen die Forscher eine übermäßige Konzen-
tration auf sich selbst, die sich etwa in ständigem Grübeln darüber äußert, welche Wirkung
man auf sein Umfeld hat. Das Gefühl der sozialen Verbundenheit allerdings stieg nur bei jenen
an, die ungefragt anderen Gutes getan hatten.
Eine weitere kürzlich publizierte Studie schlägt in die gleiche Kerbe: Darin fühlten sich
die Probanden weniger einsam und waren besserer Stimmung, wenn sie ihren Mitmenschen
im Auftrag der Wissenschaft kleine Geschenke machten oder aber ihnen anerkennende, Dank-
barkeit vermittelnde Botschaften zukommen ließen.
Vieles spreche dafür, dass die Stärkung des Zugehörigkeitsgefühls durch Freundlichkeit
eine sinnvolle Komponente beim Behandeln vor allem von Depression und Angststörungen dar-
stellen könnte, schreiben Cregg und Cheavens.
In bisherigen Therapieangeboten finde dieser Ansatz zu wenig Beachtung.